An vielen Orten in der Welt fasst das Thema Vertikal- und Horizontalbegrünung langsam Fuss. Vorreiter sind Singapur und Wien. Zürich hinkt hinterher, obwohl wir hervorragende Bidlungsinstitutionen, kluge Köpfe und ausreichend finanzielle Mittel haben... und: Riesiges, ungenutztes Potenzial!
Lassen Sie sich von den hier aufgeführten Beispielprojekten inspirieren. Wir wünschen uns, dass ähnliche Projekte, nicht zuletzt dank unserer Initiative, auch in Zürich dereinst blühen. Erste zarte Versuche sind erfreulicherweise feststellbar. So wurde bei der Einhausung Schwamendingen
die ursprüngliche Fehlplanung korrigiert und mit einer intensiveren Begrünung nachgelegt. Auch beim Triemlispital hat die Stadt ein tolles Projekt realisiert.
Lieber spät als nie: Nachdem das Thema Grün bei der ursprünglichen Gestaltungsplanung der Einhausung Schwamendingen einmal mehr kaum Beachtung erhielt, hat die Stadt Zürich die Zeichen der Zeit doch noch erkannt und nachgebessert. Das klare Resultat von fast 85% Zustimmung bei der Volksabstimmung vom 7. März 2021 zeigt das Bedürfnis nach Frei- und Grünraum im Stadtgebiet sehr deutlich. Nach einem langen Weg bekommt die Bevölkerung damit ein wertvolles Stück Stadtlandschaft zurück. Mit rund CHF 11.5 Mio. werden 3 Hektaren Parklandschaft geschaffen. Wir freuen uns für Zürich.
4'600 Pflanzen zieren seit kurzem die Südfassade des Bettenhauses des Spitals Triemli und tragen so zur Kühlung der Umgebung und natürlich auch des Gebäudes selber
bei. Wie stark die Kühlwirkung ausfällt, wird von der Stadt anhand von Messungen eruiert. So oder so: Eine positive Wirkung auf die Seele der Menschen in der Umgebung wird die grüne Wand auf
jeden Fall haben.
Im Emmentaler Unternehmen Jakob Rope System hat man grosse Augen gemacht, als in der Solothurner Zeitung der Artikel «Der Rote Platz soll grüner werden» zu lesen war. Nötig sei dies, da der Platz unzeitgemäss ohne Schattenplatz und Sitzgelegenheiten sei. «Der Rote Platz ist ideal für unsere schattenwerfende begrünte Seilstruktur», erklärt Rudolf Lehmann, Ingenieur und Mitglied der Geschäftsführung der Jakob AG, Trubschachen. Das Stichwort «Pergola» im Postulat, das die Diskussion angestossen hatte, hat ihn überzeugt, dass seine Firma den Platz schattiger und grüner gestalten kann. «Wir haben die Pergola nicht erfunden, unsere Stahlkonstruktionen sind aber im Prinzip Pergolas », sagt der Ingenieur.
8 Kilometer Hainbuchenhecke, über 30.000 Pflanzen – Europas größte Grünfassade ist komplett. Die Fassade ist ein essentieller Bestandteil des Geschäfts- und Bürogebäudes Kö-Bogen II von ingenhoven architects. Das Ensemble bildet den Abschluss einer umfangreichen städtebaulichen Neugestaltung im Zentrum von Düsseldorf. Zugleich steht es für einen Paradigmenwechsel: Aus städtischer Perspektive für die Abkehr vom automobilen Zeitalter, die Hinwendung zum Menschen als Maßstab und mit der ausladenden Grünfassade für eine mögliche Antwort der Städte auf den Klimawandel.
Mit gut 700 km² ist Singapur der kleinste Staat Südostasiens. Grund und Boden sind in dem Inselstaat also rar, entsprechend hoch ist die Dichte: Pro Quadratkilometer wohnen hier knapp 8.000 Menschen. So entstehen immer neue Gebäude, die viel Nutzfläche pro Grundfläche schaffen und den städtischen Raum enorm prägen. Für gewöhnlich nutzt man bei der Planung eines Hochhauses die teure Geschossfläche maximal aus. Vorherrschend sind, dem weltweiten Stil entsprechend, Glasfassaden, die mitunter gesichtslos und austauschbar wirken.
Dieser Entwicklung wollten die Architekten von WOHA entgegenwirken, als sie das 27 Stockwerke und 190m hohe Oasia Hotel planten. Bei diesem Gebäude ist die Struktur
förmlich aufgerissen. Es bricht mit vielen allgemein gültigen Prinzipien im Hochhausbau und zeigt exemplarisch die Zukunft der Stadtentwicklung.
Im Frühling 2020 soll auf dem Dach eines Messegebäudes eine Rooftop-Farm mit 30 Pflanzenarten auf 14'000m2 Fläche eröffnet werden. Zugleich ist die Farm ein Pionierprojekt in Sachen vertikaler Landwirtschaft: Die Pflanzen werden nicht in der Erde angebaut, sondern wachsen in Form einer Hydrokultur auf übereinander gelagerten Ebenen. Die Vorteile gegenüber dem traditionellen Ackerbau: weniger CO2-Emissionen, weniger Wasserverbrauch und kein Bodenverbrauch.
Verschiedene Flachdächer, die heute mit Kies bedeckt sind, werden intensiv begrünt und mit Brücken untereinander verbunden. So entsteht eine hochwertige Grün- und Erholungsfläche auf knappem Raum.
Mit dem Projekt Plyscraper W350 wollen die Japaner beweisen, was im Holzbau alles möglich ist. Doch das Projekt zeichnet sich nicht nur durch die Verwendung von
Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft aus, sondern holt auch die Nahrungsmittelproduktion ins urbane Gebiet (urban farming).
Anstatt die Strecke einer nicht mehr benötigten Hochbahn abzureissen, hat sich eine Bürgerinitiative dafür stark gemacht, den Bau zu erhalten und als Grünfläche zu gestalten, die sich grosser Beliebtheit erfreut.
Unser Titelbild zeigt den Bosco Verticale in Mailand. Das Projekt beweist, dass grosse Pflanzen problemlos in die Gebäudestruktur integriert werden können. Da
begrünte Wohnformen auch bei Mietern äusserst beliebt sind, sind die Wohnungen im Bosco Verticale überdurchschnittlich teuer - das ändert sich nur, wenn das Angebot massiv ausgebaut
wird!
Weltweit führend in der Vertikalbegrünung ist Singapur. Das Projekt "Skygardens" bietet auf vielen Stockwerken Flaniermöglichkeiten in parkähnlicher Umgebung. Die Transpiration der Pflanzen kühlt die Umgebung sehr effektiv.
Hurra, ein Projekt aus Zürich: Die ewz plant auf dem Dach ihres neuen Werkgebäudes eine Kombinationsanlage für Energiegewinnung und Begrünung. Die Pflanzen unterstützen sogar die Energieausbeute: In kühlerer Umgebung leisten Solarzellen mehr.